Das Bündnis mit den Dûn-Zwergen

Nur wenige Wochen waren seit dem ersten Treffen mit den Gesandten aus Orkador vergangen, als sich erneut eine Delegation der Dûn-Zwerge in Waldesruh ankündigte. Schon von Weitem hörten die Wachen auf der schmalen Brücke zur Festung das dumpfe Stampfen der kleinen, aber zähen Schelbarns – jener Zwergenponys, die den schwer beladenen Wagenzug der Zwerge zogen. Man wusste: Die Dûn reisten selten ohne Grund.

Im Thronsaal der Festung versammelten sich Allerich zu Hardtenfels und seine engsten Ritter, um die Ankunft ihrer stämmigen Verbündeten zu empfangen. Die Delegation bestand aus mehreren Axtschlägern – leicht gerüsteten Zwergen, die dennoch mit ihren kurzen Zweiblattäxten und Schilden ein beeindruckendes Bild abgaben – sowie zwei hochrangigen Gesandten aus Orkador. Beide trugen kunstvoll verzierte Rüstungen, in die zwergische Runen eingraviert waren. Diese Runen, so hieß es, hätten schon ihre Vorfahren in den Tiefen des Dûn-Reichs geschmiedet.

Nachdem die Ankömmlinge ihre wuchtigen Helme abgesetzt hatten, verbeugte sich Allerich höflich. Er kannte den Stolz der Dûn und begegnete ihnen mit dem gebührenden Respekt. An seiner Seite standen einige Ordensritter und Knappe, die sich zuvor bereits mit den Gesandten ausgetauscht hatten, um Vertrauen zwischen den beiden Gruppen zu schaffen.

Die Verhandlungen verliefen lebhaft:

  • Die Zwerge boten Waffen und Rüstungen von höchster Qualität an. Ihre Schmiedekunst, die im Dûn-Reich von Generation zu Generation weitergegeben wird, war in der gesamten Region berühmt. Vor allem ihre Dûn-Äxte und kräftigen Panzerstecher-Armbrüste galten als nahezu unzerstörbar.
  • Der Schwerterorden seinerseits verpflichtete sich, sämtliche Aufklärungsberichte über orkische Aktivitäten weiterzugeben. Gerade Informationen aus Orkador, jener südlichen Grenzstadt im Dûn-Reich, waren für die Zwerge von besonderem Interesse. Sie hassten die Orks seit jeher und bewachten ihre Grenzen mit einer Zähigkeit, die sogar die Ritterschaft beeindruckte.

Schließlich besiegelten Allerich und der ranghöchste Zwerg, ein Axtschwinger-Offizier namens Garadim Sohn des Gormak, das Bündnis durch einen traditionellen Zwergenschnaps, den „Essenfeuer“. Ein kleines hölzernes Kästchen voller zwergischer Runen diente als Symbol ihrer Abmachung. Darin befand sich eine eingeritzte Karte der umliegenden Berge und Schluchten, auf welcher die voraussichtlichen Routen der Orks markiert waren.

„Möge dieses Bündnis Bestand haben wie das Erz in unseren Stollen, Schwerterorden“, sagte Garadim mit kratziger Stimme. „Die Orks werden jeden Tag dreister. Doch wir Dûn und ihr Ritter habt schon einmal bewiesen, dass wir gemeinsam stärker sind als jeder Stahl.“

Allerich spürte, wie die kühle Luft des Thronsaals von neuem Mut erfüllt wurde. Das Bündnis zwischen den Dûn-Zwergen und dem Schwerterorden verhieß Hoffnung in einer Zeit, in der die Orks gefährlicher denn je schienen. Während die Delegation ihre Wagen zum Bernfriedturm führte, um ihre mitgebrachten Schmiedearbeiten vorzuzeigen, berieten sich Allerich und seine Ritter bereits, wo man die neuen Waffen am besten in den Verteidigungsplänen einsetzen würde.

Noch in derselben Woche trafen erste Lieferungen an: sorgfältig verzierte Äxte, starke Rundschilde aus dem berühmten Dûn-Stahl und kleine Kisten voller Bolzen, die mit zwergischen Runen versehen waren. Zugleich richteten die Ritter neue Schreibstuben ein, in denen alle Berichte über Orks gesammelt und mit den Zwergen geteilt wurden.

So begann eine enge Zusammenarbeit zwischen den Dûn-Zwergen des Südens und dem Schwerterorden – eine Allianz, die von vielen Seiten argwöhnisch beäugt wurde. Doch die Zeit drängte: Neue Gerüchte sprachen von vereinzelten Orkhorden, die bereits weiter ins Landesinnere vordrangen. Auch aus den Bergen um Orkador meldeten Kundschafter abendliche Feuerscheinungen.

Während der Bernfriedturm von Tag zu Tag mit mehr Kisten aus den Minen der Zwerge gefüllt wurde, machten sich die Ritter daran, ihre Spähtrupps neu zu organisieren. Ob im Dûn-Reich oder auf dem Adlerkopf: Beide Völker kannten den Ernst dieser Lage. Denn nur zusammen, so waren sich Zwerge und Menschen einig, konnte man die Flammen des kommenden Krieges im Keim ersticken.